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 Outside - Am Rande des Wahnsinns

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Ginger

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BeitragThema: Outside - Am Rande des Wahnsinns   Outside - Am Rande des Wahnsinns EmptyDi Nov 16, 2010 11:51 pm

OUTSIDE
Am Rande des Wahnsinns

(c) Ginger Fischer

Die Flammen der roten Kerzen werfen tanzende Schatten auf die Wände meines kleinen Zimmers. Ich schaue dem Lichtspiel zu und fühle mich leer. Ich bin gefangen in diesen vier Wänden, doch ich fühle mich frei. Frei von den Sünden und frei von der Versuchung. Sie haben mich gesund gemacht. In zwei Monaten dürften sie mich entlassen, sagen sie. Aber ich will nicht weg. Ich will nicht zurück in die grausame Welt, die mich zu dem Monster gemacht hat, gegen das ich bis zu dem jetzigen Zeitpunkt kämpfe...



1.


„Drückt sie an die Wand!“, schrie ein zwergenähnliches Mädchen mit fettigen Haaren und aufgeplatzten Händen.
„Ich will sie heulen sehen!“
Zwei andere Mädchen drückten mich gegen die Schulmauer, bis mir die Tränen über die Wangen liefen. Sie schlugen mir ins Gesicht und mir blieb immer mehr die Luft weg. Ich schloss meine Augen, während ich die Schmerzen über mich ergehen ließ. Meine Handgelenke waren total errötet, weil sie immer wieder über die Mauer schliffen.
„Lasst mich doch einfach in Ruhe. Was habe ich euch denn getan?“, sagte ich mit zitternder Stimme. Das Atmen fiel mir schwer.
„Es reicht schon, dass du hier bist, Jolie Harper.“
Das eine Mädchen packte mich am Hals. Doch in dem Moment kam ein Lehrer der Handelsschule und sie löste schnell ihre Hände von mir. Ich ergriff meine Chance und lief so schnell ich konnte.
Ich wusste nicht wieso. Was hatte ich ihnen getan? Warum wollten sie mir wehtun? Meine Augen schmerzten und ich war schwach auf den Beinen. Ich fühlte mich, als würde ich jeden Moment zusammenbrechen. Solche Angst, wie auf dieser Schule, hatte ich im Leben noch nicht. Und das alles nur, weil meine Eltern reiche Leute waren und mit mir ins tiefste Ghetto ziehen mussten. Danke nochmal dafür.

Keuchend kam ich vor der Sporthalle an. Meine schulterlangen, blonden Haare standen zu Berge und meine grünen Augen waren rot unterlaufen. Ich ließ mich auf die Treppe fallen und lehnte mich mit dem Rücken an die Hauswand. Wie jeden Tag, saß eine Gruppe älterer Jungs vor der Sporthalle. Niemand kümmerte sich darum. Wahrscheinlich hatten sie alle Schiss, denn soviel man sich auf der Schule erzählte, hatten die Jungs immer Waffen bei sich. Mir war das in dem Moment jedoch gleichgültig. Ich war nur heilfroh, dass ich nochmal mit Kratzspuren davon gekommen war. Während ich so da lag und die Hände zu Fäusten ballte, schien einer der Jungs von meinem Anblick ganz schön gefesselt zu sein. Ich ließ meinen Blick kurz über ihn hinweg schweifen. Der Junge kam auf mich zu. Ich bekam es mit der Angst zu tun und war drauf und dran mein letztes Gebet zu sprechen. Dunkelbraune Haare und fast schwarze Augen. Gut gebaut, überall Muskeln. Er war groß, viel größer als ich. Sein Blick war kalt und leer. Er sah irgendwie verloren aus. Diese Kerle waren mir alle nicht geheuer. Kein Wunder, dass mir bei deren Anblick das Herz in die Hose rutschte.
“Hey, ich bin Theo. Theo King.”
„Theo King?”
Er schaute mich von oben herab an. Schien etwas verwundert darüber zu sein, dass ich kein wirkliches Interesse an ihm zeigte.
„Ja. Das ist mein Szenen Name.“
„In welcher Szene?“
Theo Kings Blick war skeptisch.
„Naja. Keine sonderlich beliebte Scene, wenn du verstehst.“, er setzte ein verschmitztes Grinsen auf.
Wow, wenn er lächelte sah er gleich viel sympathischer aus, dachte ich und schenkte ihm ein schüchternes Schmunzeln zurück.
„Was ist mit dir passiert? Wieso sind deine Hände so zerkratzt?“, erkundigte sich Theo überrascht.
„Ach nichts.“, antwortete ich zögerlich. Ich wollte nicht noch mehr Stress kriegen, wenn ich anderen davon erzählte.
„Nach nichts sieht mir das aber nicht aus. Wer hat dir das angetan?“
Ich erzählte ihm die Begebenheiten der letzten Wochen und zwang mich nicht zu weinen. Theo hatte sich inzwischen neben mir niedergelassen. Keiner der anderen Typen schaute zu uns herüber. Vorsichtig legte er einen Arm um mich, schaute mir tief in die Augen und sagte:"Ich werde ab sofort auf dich aufpassen. Du bewegst dich keinen Meter mehr auf dem Schulhof ohne mich."
Ich musste mir zuerst das Lachen verkneifen, aber dann dachte ich, dass ich ohne ihn noch schlechter dran wäre, als heute. Also, was hatte ich schon zu verlieren?
„Okay.“, nickte ich. Theo stand auf. Er reichte mir die Hand, um mir hoch zu helfen. Ich griff nach ihr und stand wieder auf meinen Füßen.
„Komm einfach in der Pause zu mir und ich werde da sein, an der Sporthalle. Und lass dich vor der Schule nicht erwischen, bleib irgendwo in der Gruppe. Nach der Schule warte ich am Tor und bringe dich heim.“
Ich verabschiedete mich mit dem Satz: „Danke. Und...ich heiße übrigens Jolie. Bis Montag dann.“
Während ich nach Hause trampelte, mit gesenktem Blick und unübersehbaren Kratzspuren, dachte ich über das Angebot von Theo King nach. Er war netter, als er auf den ersten Blick wirkte. Ich stellte mir nur die Frage, wieso er sich so viele Sorgen um mich machte. Er hätte mich dort auf der Treppe liegen lassen, und mit seinen Jungs Witze über mich reißen können, so wie es wohl jeder von ihm erwartet hätte. Aber er hatte sich um mich gekümmert. Gelacht hatte niemand. Das erste Mal in diesem Schuljahr, das ich mit einem kleinen Lächeln im Gesicht nach Hause ging. Wieso konnte das nicht immer so sein?


Ein Blick auf meine weiße Zimmerwand, vollgeklebt mit Bildern der Vergangenheit, bereitet mir Schmerzen im Kopf. Der erste Lichtblick in der neuen Stadt. Was mir deswegen alles bevorstand, konnte ich damals nicht ahnen...
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